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Die Kriegsmarine

Die Kriegsmarine bis 1939

Die Aufbürdung der Vertragsbestimmungen des Versailler Vertrags hatte große Auswirkungen auf alle Waffensysteme Deutschlands; von allen Teilstreitkräften war die Marine jedoch am meisten betroffen. Wegen der fortwährenden britischen ängste, die Kaiserliche Marine (oder Reichsmarine, wie sie ab 1921 genannt wurde) könne die britische Vorherrschaft zur See gefährden, wurde diese einst große Flotte durch Weg-nahme aller kampfkräftigen Einheiten zu einer unbedeutenden winzigen Ansammlung von Hilfsschiffen, Schleppern und alten Linienschiffen reduziert, die auch schon mal bessere Tage gesehen hatten.

Eine große Teilschuld an den Vertragsfolgen lastete man der Marine an, besonders die Uneingeschränkte U-Boots-Kriegführung hielt man für einen Hauptgrund hinter den schwerwiegenden Auflagen der Versailler Vertrags, die dem Deutschen Militär auferlegt wurden. Zusätzlich wurde die Selbstversenkung der Deutschen Hochseeflotte als eine kostspielige Katastrophe wahrgenommen. Manche hielten die Marine sogar für ganz verzichtbar; eine Ansicht, die auch von Adolf Hitler geteilt wurde, der in seinem Buch Mein Kampf die deutsche Seekriegsführung während des WK I. belastend kommentierte.

Raeder übernimmt das Kommando

Seit Anfang Oktober lag dann die Entwicklung der Reichsmarine zu einer schlagkräftigen Teilstreitkraft in den Händen eines Mannes - Erich Raeder, einem schnell beförderten und zuerst in der Handelsmarine gefahrenem Seemann und Weltkriegsteilnehmer, einem Könner von hohen Graden. Als unpolitischer Offizier mit scharfem Verstand ging er seine Aufgabe gleich mit Energie an. Der möglicherweise schwerste Teil seiner überzeugungs-arbeit dürfte es gewesen sein, die deutsche Führung dazu zu bewegen, die Marine wieder als vollwertige Streitkraft zu betrachten. Durch die gewonnene Unterstützung durch den im Deutschen Reichstag sehr einflussreichen v. Hindenburg gelang es Raeder schließlich, seine vorgenommenen Neubaupläne zur Aufrüstung der Marine finanziell durchsetzen zu können. Es gab zwar schon vor Raeders Einsetzung ins Amt begrenzte und geheime Forschungs- und Entwicklungsarbeiten, aber nach Genehmigung der zusätzlichen Gelder konnten die Projekte stark beschleunigt werden.

Die geheimen Forschungsarbeiten liefen unter den Tarnbezeichnungen "Auslandprojekte". Viele neue Panzer, Flugzeuge und U-Boote wurden so außerhalb Deutschlands entwickelt, gebaut und geprüft. Viele dieser wichtigen Arbeiten wurden in so entlegenen Ländern wie Finnland, Spanien und auch der seinerzeit sehr politisch isolierten Sowjetunion vorgenom-men. Insbesondere die Entwicklung neuer U-Boote war durch den Versailler Vertrag geächtet; trotzdem arbeitete man an der Entwicklung neuer Fahrzeuge unter dem Deck-mantel der niederländischen Firma Ingenieurskantoor voor Scheepsbouw (IvS), die dem mächtigen Krupp-Konzern "unterstand".

Die Kriegsmarine rüstet auf

Diese Geheimabsprachen wurden noch einige Jahre fortgesetzt, bis am 15. März 1936 die Deutsche Wehrhoheit proklamiert wurde, mit der Hitler die Hinfälligkeit aller Auswirk-ungen des Versailler Vertrages festschrieb. Die Reichsmarine wurde umbenannt in Kriegsmarine und das Neubauprogramm schritt mit Siebenmeilenstiefeln voran. Hitler hatte sich schon lange von seinen früheren Ansichten hinsichtlich der Deutschen Marine getrennt und unterstützte jetzt den Admiral Raeder in jeder Hinsicht, um dem Deutschen Reich eine neue machtvolle Zukunft zu sichern.

Kriegsmarine PlakateKriegsmarine Plakate

Zwei Plakate aus der Kriegszeit: 1. Eins der berühmtesten deutschen Kriegsplakate zur Anwerbung neuer Soldaten für die Kriegsmarine. 2. Im rechten Plakat wird für die neue U-Boot-Waffe um Freiwillige geworben.

England weichte seine harte Haltung hinsichtlich der deutschen Wiederbewaffnung zwar auf, war aber dennoch weit davon entfernt, die deutsche Haltung zu akzeptieren; und zwar trotz scharfer Kritiken in England, die den Bruch des Versailler Vertrages als den Bruch internationalen Rechts betrachteten. Am 21. Mai 1935 wurde die Reichsmarine dann in Kriegsmarine umbenannt und Forschung und Entwicklung wurde groß geschrie-ben. Diese Haltung dokumentierte sich dann im Deutsch-Britischen Flotten-Abkommen vom 18. Juni 1935, in dem England dem Reich eine Wiederbewaffnung in Höhe von 35 prozent der englischen Flotte "gestattete", der seinerzeit stärkten Hochseeflotte der Welt. Folgende Schiffstonnagen wurden festgelegt:

  • Schlachtschiffe - 184,000 tons
  • Schwere Kreuzer - 51,000 tons
  • Leichte Kreuzer - 67,000 tons
  • Flugzeugträger - 47,000 tons
  • Zerstörer - 52,000 tons
  • U-Boote - 24,000 tons

Was sich als wichtig hinsichtlich des Versailler Vertrags erweisen sollte war die Festsetz-ung der deutschen U-Boot Waffe auf 45% der englischen Größe. Die o.a. Zahlen belegen, daß dies kein großes Zugeständnis von Seiten Englands war, da diese ihre Marine eher als Verteidigungs- denn als Angriffswaffe sah und daher selbst nur über einen kleinen Bestand an U-Booten verfügten. Schon am 29. Juni 1935, also keine vierzehn Tage später, lief in Kiel schon U-1 vom Stapel als das erste einer sehr fortschrittlichen neuen Bauart. Die erste U-Boot Flottille "Weddigen" unterstand dem Kommando von Fregattenkapitän Karl Dönitz, der bereits im WK I U-Bootfahrer war und als begabter und zielstrebiger Offizier bald die gesamte U-Boot Flotte führen sollte.

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